Es ist ein lauer windstiller Sommerabend am Bahnhof in Rehau. Ab und zu hält ein Zug und unterbricht ratternd dieselmotorig die andächtige Stille. Das gehört einfach dazu und unterstreicht die Besonderheit dieser Lesung mit dem tschechischen Autor Jaroslav Rudiš.
Es war eine weitere Lese-Veranstaltung in der Reihe der Bayerisch Tschechischen Freundschaftswochen, die diesmal in Rehau vor dem neuen Bahnhofsgebäude neben den Gleisen stattfand. Michael Abraham, Bürgermeister der Stadt Rehau, freute sich über den berühmten Besuch und würdigte die Wiederbelebung der Bahnstrecke zwischen Aš und Rehau.
Es wurde eine kurzweilige Lesung mit viel Wissenswertem für die etwa 80 Anwesenden. Denn der mehrfach ausgezeichnete tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš ist leidenschaftlicher Zugfahrer und Eisenbahnfreund. Bereits in der Kindheit sei er an die begeisternden Besonderheiten des Bahnreisens herangeführt worden, da sein Großvater Weichensteller war, sein Onkel Fahrdienstleiter und sein Cousin Lokführer. Das möchte er auch in seinen Lesungen den Anwesenden vermitteln und sie davon überzeugen, dass achtsames Zugfahren einen besonderen Charme habe und im Zeichen der Nachhaltigkeit eine ökologische Alternative sei. In seiner Lesung, unter anderem aus dem Buch „Gebrauchsanweisung fürs Zugfahren“, schickte er die Anwesenden auf eine literarische Reise durch Europa. Rudiš hat während seiner Reisen, Geschichten gesammelt, selbst erlebte und die, die ihm Mitreisende erzählten. Im Speisewagen, im Schlafwagen und im Großraumwagen, in den Bahnhofskneipen in Böhmen und beim Kaffeetrinken in italienischen Stationen.
„Man lernt aus seinen Erzählungen, wie ganze Räume in Europa mit Hilfe der Bahnstrecken deren Geschichte verbinden. Selbst wenn man kein Bahnliebhaber ist, wird man nach dieser Lesung neugierig“, sagte Sabine Dittrich, Autorin aus Hof und Mitglied im tschechischen PEN-Club.
Im Zuge der EUREGIO EGRENSIS gab es für die Anwesenden auch „Freundschaftswochen-Bratwürste“. Eine weitere Lesung mit Jaroslav Rudiš fand im Dampflok-Museum in Neuenmarkt statt.
Der Autor:
Der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller und Dramatiker, Jaroslav Rudiš, wurde „als Einer der engagiertesten Brückenbauer zwischen Deutschland und Tschechien“ 2021 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Geboren 1972 in der Tschechoslowakei, ist er dort eine bedeutende Persönlichkeit. Er lebt in Berlin, seine Veröffentlichungen wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Unter anderem schrieb er die Romane „Grand Hotel“, „Nationalstraße“, „Der Himmel unter Berlin“ und „Winterbergs letzte Reise“. Zudem publizierte er die Graphic Novels „Alois Nebel“ und „Nachtgestalten“ (zusammen mit Nicolas Mahler).
Bild 1 und 2: Eine weitere Lese-Veranstaltung im Zuge der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen, fand diesmal in Rehau vor dem Bahnhofsgebäude statt. Der bekannte tschechischen Autor und Eisenbahnmensch Jaroslav Rudiš fesselte die Anwesenden mit seinen Geschichten.
Bild 3: Das Bild zeigt Jaroslav Rudiš mit Sabine Dittrich im Gespräch. Die Autorin aus Hof und Mitglied im tschechischen PEN-Club konnte bereits im Juni für eine Lesung mit Bücherabend im Rahmen der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen gewonnen werden.