Für die Woche „Sprache und Geschichte“ der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen konnte Historiker und Autor Dr. Andreas Wiedemann für einen Vortrag in Františkovy Lázně | Franzensbad gewonnen werden.
Mit „Komm mit uns das Grenzland aufbauen“ widmet er sich einem komplexen Thema, das die Zeit beleuchtet, als der Eiserne Vorhang hochgezogen wurde.
Andreas Wiedemann behandelt nicht die Vertreibung, sondern die Zeit danach, möglichst sachlich und versucht seine Analysen mit möglichst wenig Emotionen zu präsentieren. „Was passierte, als die Deutschen weg waren. Das hat mich interessiert.“ Mit diesem Kapitel der tschechischen Geschichte befasste er sich in seiner Doktorarbeit, die 2007 mit dem Titel „Komm mit uns das Grenzland aufbauen! Ansiedlung und neue Strukturen in den ehemaligen Sudetengebieten 1945-1952“ erschien. Das Buch wurde auch in tschechischer Sprache veröffentlicht.
Der Titel seines Vortrages und seines Buches „Komm mit uns das Grenzland aufbauen“ stammt von einem kommunistischen Propagandaplakat. Dieser Aufruf inspirierte ihn als Historiker sich damit zu befassen.
Zur Person:
Andreas Wiedemann studierte Neuere und Neuste Geschichte, Osteuropäische Geschichte und Medienwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und lebt in Prag. Seine Dissertation „Komm mit uns das Grenzland aufbauen“ über die Wiederbesiedlung der ehemaligen Sudetengebiete erschien 2007 und 2016 in tschechischer Übersetzung. Wiedemann war ein Jahr lang Redakteur der deutschsprachigen Auslandsredaktion des Tschechischen Rundfunks. Seit 2007 ist der Pressereferent an der Österreichischen Botschaft in Prag. 2016 erhielt er den „Johnny-Klein-Preises für die deutsch-tschechische Verständigung. Zweiter Platz in der Hauptkategorie.
Der Vortrag:
In seinem Vortrag beleuchtet er, wie sich in der Grenzregion die ethische, kulturelle und sozioökonomische
Struktur nach Zwangsaussiedlung der deutschen Bevölkerung durch die
Wiederbesiedlung durch Tschechen und Slowaken veränderte. Er geht auf unterschiedliche
Phasen ein, wie dem eher unkoordinierten Zuzug von Hunderttausenden von Tschechen im Jahr
1945, die vor allem die verlassenen Häuser und Höfe bezogen. Ab 1948 wurde die „Peuplierung“
dann von der Kommunistischen Partei organisiert, die sich mit der Verteilung der
sudetendeutschen Vermögen vor allem Gefolgschaft sichern wollte. Angesprochen werden auch
die Anfeindungen, denen einerseits die sogenannten tschechischen „Altsiedler“ aber auch die
Neuansiedler jeweils ausgesetzt waren.
Für eine simultane Übersetzung ins Deutsche ist gesorgt. Moderiert wird der Abend von Veronika
Kupkova, Projektmanagerin bei Antikomplex.
Dauer: 60 Minuten, danach Möglichkeiten zum Gespräch, Eintritt: frei