Eine weitere besondere Form der Begegnung, während der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen, war die Freundschaftstafel in der Ludwigstraße in Selb. Dies war etwas Neues und quasi ein „Experiment“. In der Folge hatten alle Fragen, wie „Können sich die Menschen dafür begeistern?“, „Wieviel werden kommen?“, „Was wird es zum Essen geben?“, „Wie wird das Wetter und welche Auswirkungen auf die Gästezahl hat das?“. Denn bei dieser Veranstaltung waren alle Menschen aus Selb und der weiteren Umgebung eingeladen, gemeinsam im Freien an einer langen Tafel Platz zu nehmen und sich bei „Speis und Trank“ auszutauschen.
Die Gäste konnten etwas Neues ausprobieren; jeder der mochte, brachte sein eigenes traditionelles Gericht aus seiner Heimat mit und bot dies zum Probieren an. Die Idee kam von Konzeptkünstler Ondřej Kobza aus Prag, der bereits mehrfach und unter anderem auf der Karlsbrücke in Prag ein ähnliches Event auf die Beine gestellt hatte, bei denen sich jeweils viele Menschen zusammenfanden. Für Selb und die Freundschaftswochen reisten er und sein gesamtes Team hochmotiviert an und installierten eine tolle und attraktive Tafel in der Ludwigstraße; für die sie auch die passende bayerisch-tschechische Fähnchen-Dekoration mitbrachten.
„Teilen und tauschen Sie mit Ihrem Tischnachbarn“, lautete die Ermunterung zum Kennenlernen. Und tatsächlich waren etliche gekommen und boten mitgebrachte Köstlichkeiten zum Probieren an. Ob Süßspeisen, Herzhaftem oder einfach ein gut angemachter Salat trugen dazu bei, mit dem Tischnachbarn ins Gespräch zu kommen. Auch Konzeptkünstler Ondřej Kobza ließ es sich nicht nehmen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und das Mitgebrachte zu kosten. Während des Abends stand er zum Austausch mit Interessenten bereit.
Diese Freundschaftstafel | Stůl přátelství sollte nach dem Wunsch der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen noch einmal verdeutlichen, was die Menschen und die Region alles zu bieten haben. Und viele machten mit! Ob als Teil einer Mach-mit-Gesangsstunde des Seniorenbeirats Selb und einer Dame am Klavier, als Drehorgel-Künstler, ob als Besucher der DJ-Party am Jungbrunnen, als Ein-Mann-Band oder als Teil des Beifall-klatschenden Spaliers, als der beliebte Selber Spielmannszug musizierend durch die Ludwigstraße lief.
Die Zusammenarbeit lief hervorragend. Sogar ein Wolkenbruch wurde zum Teil des Festes. Als es wie aus Kübeln zu schütten begann, suchten die Menschen in den verschiedensten Durchgängen und Geschäften Schutz vor dem strömenden Regen. Das tat keinen Schaden und auch der Stimmung keinen Abbruch, denn sogar dieses dunkle Wetter sorgte dafür, dass die zwanglose Kommunikation weiterlief oder gar so richtig in Gang brachte. Ohne Scheu, mal mit Hand und Fuß, oder mit der einen oder anderen Vokabel, die man im Laufe der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen gelernt hatte. „Ahoj!“, „na shledanou“, „srdečně děkuju“, „to nevadÍ“ – „Hallo, Tschüss, Servus“, „herzlichen Dank“, „auf Wiedersehen“, „macht nichts“. Nach dem Gewitterregen wurde die Tafel wieder eingedeckt und die Menschen feierten ihr Begegnungsfest bis spät in die Nacht.